Ich fühle mich, als wäre ich in einer anderen Welt angekommen. Gerade haben wir die mongolisch-chinesische Grenze passiert und zum ersten Mal chinesischen Boden betreten. Das letze was wir am Landschaft während des Sonnenuntergangs bewundern konnten war die mongolische Steppe, die uns den ganzen Tag umgab und sich in ihrer Erscheinung nicht stark veränderte. Einige kleine Dörfer flogen an uns vorbei und wir konnten die ersten “freilebenden” Kamele am Wegesrand bewundern, als wir an einem kleinen Bahnhof einen Zwischenstopp einlegten. Als wir weiterfuhren, sahen wir, dass die Kamele doch nicht komplett freilebend waren, sondern zu einer mongolischen Frau gehörten, aber die Szene war trotzem sehr original. Es ist weit nach Mitternacht und endlich wir sind in China angekommen. Das erste, was uns beim Aussteigen aus dem Zug am Bahnhof nach der Grenze empfängt ist die Ballade pour Adeline von Richard Clayderman, die aus Lautsprechern über den ganzen Bahnhof schallt und eine Menge an Bäumen und schönen Steinskulpturen, die mir nach der einfarbigen Steppe beinahe unwirklich vorkommen. Die letzen vier Stunden vor diesem Halt verbrachten wir zunächst an der mongolischen, und dann an der chinesischen Grenze, sowie in der Werkstatt in der die Räder des Zuges gewechselt wurden. Die Grenzkontrolle war größtenteils mit Warten verbunden, welches zwischenzeitlich unterbrochen wurde von mongolischen, bzw. chinesischen Lara-Croft ähnlichen Frauen, die unsere Kabinen durchleuchteten und großen Hunden, die unser Gepäck beschnüffelten. Alles in allem verlief aber fast alles nach Plan, außer, dass eine koreanische Mitreisende leider vergessen hatte ihr russisches Visum zu verlängern. Aber auch sie durfte im Endeffekt aussreisen. Direkt nach der Grenze fuhren wir in die Werkstatt in der jeder Wagon abgekoppelt und geliftet wurde, sodass die Räder gewechselt wurden. Dieser Wechsel ist die Umkehrung des Reifenwechsels, den wir beim Eintritt nach Russland erlebten und ist nötig, da die Schienen in China wieder breiter sind als in Russland. Wie auch immer, der Stop am Bahnhof war lang uns wir genossen die Frische der Nacht nach der abgestandenen Luft im Zug (man kan kein einziges Fenster öffnen) und freuten uns, dass wir es über die Grenze geschafft habe. Während unsere Wagonnachbarn die Frisby am Bahnhof auspackten lernten wir ein wenig indischen Tanz von unserem allerbesten Pastor Shakespere aus Indien. (Vielleicht funktioniert es demnächst auch mit dem hochladen eines Videos, oder Fotos). Für mich hat dieser Abend einen sehr bitteren Beigeschmack, denn es wird der letze Abend sein, den ich mit meinen Freunden hier im Zug verbringen werde.
Heute ist Sonntag und so hatten auch wir heute Vormittag einen schönen Gottesdienstes an Bord des Peacetrains. Habe ich eigenlich schon von unserem Peace Train Song berichtet? Einer unserer Pastoren hier an Bord und zweiter Kameramann hat uns einen Song mitgebracht, der zu einem unserer Mottolieder geworden ist.
Der Text ist auf englisch, aber übersetzt würde er ungefähr folgendermaßen lauten: Komm an Bord des Zuges, Komm an Bord des Friedenszug […in weiteren Strophen: Gerechtigkeitszuges, Freiheitszuges] Auch wenn du kein Ticket und kein Geld hast, komm und steige umsonst ein, denn Jesus hat die Gebühren für sich und mich schon bezahlt. Wir singen sehr viel, wenn wir unterwegs sind, und vieles passiert sehr spontan, wenn wir in einer Kirche sind, oder einer anderen Stelle, wo viele von uns auf einem Haufen zusammenstehen. (Besonders beliebt dabei ist das Singen vor, während, oder nach dem Fotografieren des Gruppenfotos.) Die Texte der koreanischen Lieder, werde ich hier jetzt nicht wiederholen, aber eines von diesen Liedern ist etwas wirklich besonderes, denn es wurde von einem unserer Mitreisenden geschrieben und behandelt das Motto der diesjährigen WCC Vollversammlung (“Gott des Lebens, weise uns den Weg zu Gerechtigkeit und Frieden) verpackt in koreanische Rythmen.
Heute möchte ich mich mit dem Gebet verabschieden, dass uns schon auf unserer ganzen Reise begleitet und für uns alle sehr wichtig geworden ist:
Auf unserem Weg nach Busan,
mögen wir in Demut wandern mit Dir, Gott des Lebens.
Auf unserem Weg nach Busan,
leite uns wenn wir uns versammeln, beten und uns besinnen in deiner Nachfolge.
Auf unserem Weg nach Busan,
weise uns auf den Weg der Gerechtigkeit, des Friedens und der Freude in deinem Geist.
Amen.